Über die Konsequenzen nachdenken

BLOG: AstroGeo

Von Steinen bis zu den Sternen
AstroGeo

(Selbstgeschossen, CC-BY-SA 3.0 DE) 

(selbst geschossen, CC-BY-SA 3.0 DE) 

Es ist taz-Kongress in Berlin, wahrscheinlich Raucherpause. Ranga Yogeshwar steht in großer Runde vor dem Eingang. Wie immer: Besorgte Fragen über Kernenergie und Fukushima. Er kennt sie. Es ist, als stünde er vor der TV-Kamera. Er redet ruhig, verständlich und nachvollziehbar. Wie in Quarks und Co. und in letzter Zeit häufiger: In den Tagesthemen. Er redet auch hier über Energiekonzerne, die nicht alle böse sind, auch wenn sie nur wenig in Erneuerbare investieren. Er warnt vor hysterischen Reaktionen auf den GAU, die viel größere Opferzahlen mit sich brächten. Platte Schlussfolgerungen über Atomkraft liegen ihm fern. Er war ja selbst Wissenschaftler. Und doch ist seine Haltung klar.

„Wir müssen uns von den Träumen unserer Väter und Großväter verabschieden. Gehen Sie einen Moment lang zurück, [in die] 60er Jahre: Haarsprays mit FCKW; da wurden tonnenweise Chemiereste im Meer verklappt; es gab null Sensibilität. […] Die Generation meiner Eltern hatte einfach das Gefühl – nicht böswillig. Die dachten: Toll, wir machen Kernfusion, wir machen das, das funktioniert auf ewig. Das war ein Denken, das nicht so sehr an die Konsequenzen erinnerte. Anfang der 80er Jahre hatten wir eine große Diskussion an den Universitäten, dass Wissenschaftler anfangen müssen, über die Konsequenzen ihres Handelns nachzudenken. Das ist neu, das ist gar nicht so alt.“

Der technische Fortschritt wird unsere Probleme schon lösen. Die Kernenergie wird Energie so günstig machen, dass wir keine Stromzähler mehr brauchen. Der Spaceshuttle wird Raumflüge unglaublich billig machen. Und die Titanic war unsinkbar: Warum haben wir nicht längst aus den Versprechen der Ingenieure gelernt? Warum glauben wir noch immer, die Kernfusion wird in 50 Jahren all unsere Energieprobleme lösen? Und warum arbeiten wir nicht weiter mit der Kernkraft – es gibt doch schon inhärent sichere Reaktoren!

„Katastrophensichere AKWs bleiben möglich. Physikalisch gesehen. Aber sie werden wohl für immer nur eine Möglichkeit bleiben. Denn Physik ist nicht Technik. Abstrakt ist nicht konkret.“

Zeitautor Gero von Randow war mal für Kernenergie. Er schreibt jetzt frustriert, desillusioniert. Viele alte Probleme sind noch immer nicht gelöst. Obwohl das möglich wäre. Es sind eben Unternehmen. Sie wollen keine inhärent sicheren Reaktoren, sondern erst einmal Gewinn machen, das diktiert die Marktwirtschaft. Der Staat muss die Grenzen aufzeigen. Aber ist sofortiges Abschalten die Lösung?

"Der vorgezogene Atomausstieg wird zu einer weiteren Verteuerung der inländischen Strompreise führen, die sich auch wegen staatlicher Abgaben international auf Spitzenniveau bewegen. Zu einer Wende in der Energiepolitik gehört deshalb mehr, als Windräder und Photovoltaikanlagen aufzustellen."

Das ist die Logik der Energiekonzerne, welche der FAZ-Kommentator hier wiedergibt. Sie wollen am Ball bleiben. Ranga Yogeshwar sagt "die können nur groß". Große Kraftwerke. Sie sind heute alle nicht mehr richtig beliebt. Auch die Kohlekraftwerke nicht. Erst wegen Schwefel- und Stickoxiden. Dagegen gab es Filter. Jetzt wegen CO2. Dagegen gibt es Carbon Capture and Storage (CCS). Das Klimagas wird ins Gestein gepresst. Ob es da bleibt, wird noch erforscht. 300 bis 10.000 Jahre wären gut, sagt der Gesetzgeber. Aber nur 30 Jahre haften die Konzerne. Danach haften wir alle.

Versprochen, CCS ist in zehn Jahren verfügbar. Aber die Technik wird die Strompreise erhöhen und den Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken weiter verschlechtern. Und die Klimagase werden nur zwischengelagert. Wir können heute Kernreaktoren bauen, in denen ein GAU wie in Fukushima unmöglich ist. Aber der Atommüll wird die Generationen belasten. In Belgien entsteht derzeit eine Anlage für Transmutation, die ihn vielleicht reduzieren kann. Doch wichtiger Geldgeber ist der Steuerzahler.

Und Tepco wird bald verstaatlicht.

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Karl Urban wäre gern zu den Sternen geflogen. Stattdessen gründete er 2001 das Weltraumportal Raumfahrer.net und fühlt sich im Netz seitdem sehr wohl. Er studierte Geowissenschaften und schreibt für Online-, Hörfunk- und Print-Publikationen. Nebenbei podcastet und bloggt er.

36 Kommentare

  1. Aber die Technik wird die Strompreise erhöhen und den Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken weiter verschlechtern

    Wie meinst Du das?

    Der Wirkungsgrad konventioneller Kraftwerke ist in letzter Zeit gestiegen. Neue Werkstoffe erlauben höhere Temperaturen und deshalb arbeiten sie effektiver. Auch sind größere Kraftwerke effektiver, als viele kleine. Blockheizkraftwerke ausgeschlossen, weil diese die Abwärme für Warmwasser, Heizung etc. nutzen und sie nicht nutzlos an die Umgebung abgeben.

  2. Wirkungsgrad

    Ich beziehe mich auf CCS. Abscheidung, Transport, (ggf. Umwandlung) und Einpressung des CO2s passieren nicht von selbst, der Wirkungsgrad eines Kohlekraftwerks kann so locker um 10 Prozent sinken (siehe hier: http://www.zeit.de/2009/24/T-CCS).

    Wirkungsgrade sind aber ein Thema für einen eigenen Beitrag, daher habe ich das etwas verkürzt dargestellt. Es ist sicher diskutabel, ob etwa der Wirkungsgrad eines “kleinen” Windrads überhaupt mit dem eines Kohlekraftwerks vergleichbar ist: Beim einen wird realer Brennstoff in Abwärme und CO2 umgewandelt, beim anderen nur nicht der ganze angreifende Wind genutzt. Übrig bleibt (noch nicht mal heiße) Luft.

  3. Ok, aber wenn Du schreibst “weiter verschlechtern”, dann hört es sich so an, als würden sie immer schlechter werden und dann kommt noch CCS hinzu.

  4. Weiter verschlechtern

    Wie gesagt, das ist ein Thema für sich. Wir können darüber streiten, ob 40% Wirkungsgrad für ein Kohlekraftwerk gut ist. Würde man hier eine Kraft-Wärme-Kopplung einbauen, sähe das schon anders aus. Aber das lohnt sich selten, weil vor allem Privatabnehmer für die Wärme ungern in der Nachbarschaft wohnen und weite Verteilernetze teuer sind. Aber das ist ein weiteres Argument für Kraft-Wärme-Kopplung mit *kleinen* Kraftwerken.

    In diesem Sinne ist “weiter verschlechtern” schon richtig. Er ist bereits schlecht (trotz der der Verbesserungen durch optimierte Turbinen etc.) und würde *noch* schlechter.

  5. Ja, aber …

    …. aber erneuere Energien werden es richten. Wir werden 2030 einen versorgungsgrad von 100% EE erreichen. Das ist der K&oum;nigsweg, der lange gesuchte. Endlich. Dann bricht das neue, goldene Zeitalter an. Wirklich. Ganz bestimmt.

    Am Ende kommt’s damit auch anders.

    Ich bin sicher, dass wir, wenn die Fusion verfügbar ist, merken werden, dass es eine Menge Nachteile gibt. Wie mit jeder Technologie, und im gegensatz zu dem, was zuvor versprochen wurde.

    Von den Ingenieren kommen solche glorreichen Versprechen allerdings weniger. Hört neuerdings jemand zu, wenn ein Ingenieur etwas sagt? Das wäre mir aber aufgefallen.

  6. EE

    Richtig, Michael. Die Erneuerbaren habe ich ausgespart, vielleicht zu unrecht. Ich habe vor wenigen Stunden einen Vortrag eines kleinen Ökostrom-PR-Menschen gehört. Auch er versprach das Blaue vom Himmel, aber redete nicht über Nachteile.

    Sicher: (Manche) Solarzellen enthalten giftige Schwermetalle, Geothermiekraftwerke erzeugen (schwache) Erdbeben und (einige) Fledermäuse kriegen nicht vor jedem Windrad die Kurve. Auch diese Energieträger haben einen ökologischen Fußabdruck. Aber vergleichbar mit den oben genannten Technologien ist er nicht.

  7. Kein großer ökologischer Fußabdruck

    Man schaue sich die ökologischen Folgen der einzigen erneuerbauern Energiequellen an, die grundlastfähig sind: Staudämme und Biomasse. Kein großer Fußabdruck? Keine gewaltigen sozialen Folgekosten? Keine Verlagerung der Kosten in die unbestimmte Zukunft? Keine Gefahr? Oh doch, und zwar durchaus auf Augenhöhe mit den konventionellen Techniken.

    Ich rede hier nicht von der Scheindebatte um angeblich vogelmordende Windkraftwerke. Wer die Vögel schützen will, soll weniger und langsamer Auto fahren, denn Autos töten viel mehr Vögel als Windkraftwerke. Aber Windenergie ist ohnehin keine plausible Lösung für ein Industrieland, außer als Nischenanwendung, und das reicht nicht. Ich redete von den EE, die grosstechnisch einsetzbar sind.

    Wer meint, die seien sauber und sicher, macht sich was vor. Allenfalls kann einer sagen: “Es ist mir lieber, die Chinese bauen Staudämme statt Atomkraftwerke, denn Staudämme dort bedrohen Millionen von Menschen in China, und das ist mir egal, denn ich bin nicht in China.”. Das ist zynisch, aber wenigstens ehrlich.

    Mir ging es aber gar nicht nur um EE und auch nicht um Fusion oder selbst nur um Energie allein – Menschen sind einfach generell nicht gut darin, Langzeitfolgen ihres Tuns abzuschätzen.

    Das ist auch gar kein neues Phänomen, siehe zum beispiel die Abholzung der nordafrikanischen Wälder zwecks Schiffbau in der Antike mit nachfolgendem Verlust an Mutterboden, lokalem Klimawandel und Desertifikation.

  8. Kollaps

    Wenn wir müssen, kann es gehen. Die Welt wird sich im erneuerbaren Zeitalter verändern. Es ist eben dieses Argumentieren mit Strompreisen oder “der Industriegesellschaft” die so unglaublich kurzsichtig ist. Was bringt uns unsere heute billige, beständige Energie aus Großkraftwerken zukünftigen Generationen?

    Entweder wird sich ein ausreichender Teil der Weltgesellschaft ändern – oder eben nicht.

    Ein gutes Buch übrigens für fatalistische Gedanken ist:

    “Jared Diamond, Kollaps, Warum Gesellschaften überleben oder untergehen”

    Es geht um Hochkulturen, die völlig über ihre Verhältnisse lebten und sehendes Auges untergingen, aber auch positive Beispiele, etwa von Island.

  9. Das hilft auch nicht

    Was bringt uns unsere heute billige, beständige Energie aus Großkraftwerken zukünftigen Generationen?

    Ein Chinese, Inder, Indoniesier etc. würed darauf antworten: Es wird ihnen bringen, dass sie in einem industrialisierten Land mit funktionierender Infrastruktur leben anstatt wie wir und unsere Eltern in einem rückständigen, bitterarmen Land.

    Ja klar, das ist alles nicht wichtig und die Leute dort sollten eigentlich wissen, dass sie sowas gar nicht wollen sollen, sondern lieber arm glücklich sein sollten.

    Den weisen Ratschlag hört man immer wieder, aber komischerweise immer nur von Leuten, die schon das alles haben und ihr ganzes Leben lang hatten, was die aufstrebenden Nationen doch bitteschön nicht auch wollen sollen.

    Wir Deutschen kriegen doch hier nicht einmal so etwas offenkundig Notwendiges und aus vielen Gründen (auch umweltpolitisch) Sinnvolles wie ein generelles Tempolimit auf Autobahnen hin. Wenn sich da jetzt so’n Deutscher mit erhobenem Zeigefinger hinstellt, dann lacht doch der Rest der Welt.

  10. EE sind der Hype von heute.

    Die 2010er-Generation hatte einfach das Gefühl – nicht böswillig. Die dachten: Toll, wir machen auf Erneuerbar, wir machen das, das funktioniert auf ewig. Das war ein Denken, das nicht so sehr an die Konsequenzen erinnerte.

    Heute hat Deutschland 3600 km zusätzliche Hochspannungstrasses. Manche davon mussten hart erkämpft werden in Auseinandersetzungen, die an Stutgart21 erinnerten. In Salzdomen tief unter der Erde lagern riesige Wasserstoffmengen als Stromspeicher. Vor allem um saisonale Schwankungen und längere Phasen von wenig Strom und Wind auszugleichen, doch bei einem Wirkungsgrad von nur 40% bedeutet das, dass noch mehr Solarpanels und Windräder aufzustellen waren. Zusätzlich gibt es Netzverbindungen zu den skandivanischen Staudämmen – allerdings haben die Norweger und Schweden zuwenig Zugeständnisse gemacht, als dass wir nun den grössten Teil der Produktionsschwankungen damit ausgleichen könnten. Windräder stehen heute auch dort, wo man wegen Beeinträchtigung von Landschaft und Bewohnern zuerst davon absah – schliesslich brauchen wir Energie. Doch dann – ab dem Jahr 2035 wurde Kupfer immer knapper, denn nicht nur wir hier in Deutschland waren auf immer mehr Kupfer für Leitungen und Photovoltaikpanel angewiesen. Die letzten 30% Erneuerbare schaffen wir in absehbarer Zeit wohl nicht – dazu ist der Kupferpreis nun viel zu hoch. Wo aber ist die Alternative?
    Daran hat die 2010er-Generation nicht gedacht.

  11. Das Problem, wie ich es sehe ist doch schlicht folgendes:
    Kernkraft ist wohl eine aussterbende Technologie, denn es ist egal, ob es “sichere” und “noch sicherere” Kraftwerke gibt, sie werden in Zukunft politisch kaum durchzusetzen sein.
    Kohlekraft? Bitte nicht, wir müssen doch an das Klima denken. CCS? Da ist doch das Risiko (!) kaum erforscht.
    Gas? Macht uns nur abhängig von (Land hier bitte eintragen)
    Bleiben Erneuerbare Energien. Das wollen alle, jedenfalls so lange bis :
    1. Windkraftanlagen von ihrem Fenster aus sichtbar sind => Gegen Verspargelung der Landschaft
    2. benötigen Windkraftanlagen intelligente Energienetze mit
    2a. Stromleitungen. Um Himmels Willen, doch nicht über unseren Ort? Die Landschaft!! und dann der Elektrosmog!!!1zwölf!
    2b. Pumpspeicherbecken. Aber doch nicht hier! Kann doch auch woanders gebaut werden, oder?
    Ähnliches gilt auch für Solarkraft. Am besten ab damit in die Wüste.
    3. Geothermie? war da nicht mal was mit Erdbeben? Ist da auch wirklich alles sicher?
    Wozu überhaupt Kraftwerke? Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose. Alle wollen möglichst wenig von ihrem Lebensstandard abgeben. Energiesparen nur solange, bis die eigene Bequemlichkeit dagegen steht. Man also zum Fernseher gehen muss, weil er nicht mehr auf stand by steht.

  12. @Mona

    Das sich Gas in der Erde über geologische Zeiträume hält, ist eigentlich vollkommen klar. Sonst gäbe es kein Erdgas. Da liegt in meinen Augen weder ein Problem noch ein Risiko. Und unter der Erde ist es immer noch besser, als in der Atmosphäre, oder?

  13. CO2 @Gunnar

    “Und unter der Erde ist es immer noch besser, als in der Atmosphäre, oder?”

    Über die Atmosphäre sind wir uns wohl einig. Allerdings gibt es m.E. schon Risiken CO2 unter der Erde zu lagern, wie z.B. die Versalzung des Grundwassers. Auch sollen durch diese Technik, die zudem sehr teuer ist, die alten Braunkohlekraftwerke von Konzernen, wie Vattenfall, noch etliche Jahrzehnte am Laufen gehalten werden. Es ist daher zu befürchten, dass diese “Brückentechnologie” die erneuerbaren Energien etwas ausbremst. Wie Ranga Yogeshwar schon sagte, “die können nur groß”.

  14. “Die können nur groß”

    Und da schwingt natürlich automatisch eine negative Bedeutung mit. “Klein” ist sicher, “klein” ist gut, “klein” ist beherrschbar.

    Andersherum wird vielleicht eher ein Schuh draus. Das Problem vieler der erneuerbaren Energien ist, die können nicht groß.

    Entweder deswegen, weil einfach das Potenzial nicht vorhanden ist, oder gerade deswegen, weil in dem Moment, wo sie wirklich “groß” werden, d.h., wo sie interessant werden als Technologie, die geeignet wäre, einen erheblichen Beitrag zur Energieversorgung einer Industriegesellschaft zu leisten, die nachteile, auch und gerade die ökologischen Nachteile sichtbar werden.

    Beim “Groß”-werden streift so mancher Traum die Maske des Nettigkeit und harmlosigkeit ab, die sie als kleiner Prototyp noch gehabt haben mag.

    Gewaltige Stauseen ziehen gewaltige Kollateralschäden nach sich. Wellenkraftwerke müssen Hunderte von Kilometern lang werden, um auch nur ein konventionelles Kraftwerk zu ersetzen.

    Biokraftstoffe?
    http://www.nuffieldbioethics.org/biofuels-0

    Das ist das Problem. Nicht, dass die konventionellen Techniken “nur groß” könnten – denn das ist gar kein Problem für die Grundlastversorgung, allemal in der Zukunft, wo aufgrund der steigenden Bedeutung elektrischer Fahrzeuge der nächtliche Strombedarf steigen wird. Sondern dass die EE nicht “groß können”, und wenn sie es können, dann kriegt man Angst vor ihnen.

  15. @ Mona

    Versalzung des Grunbdwasser dürfte bei CCS das geringste Problem sein. Das spielt sich in komplett verschiedenen Grundwasserstockwerken ab. Abgesehen davon, wie soll Kohlendioxid zu Versalzung führen? Es kann allerhöchstens das betreffende Wasser versauern und kalkaggessiver machen. Ich halte es aber für unwahrscheinlich, dass dies einen nennenswerten Einfluss auf unser nutzbares Grundwasser hat, denn wie gesagt, das sind komplett verschiedene Stockwerke.

  16. EE-Sprache: Wunsch vor Realität

    Das ist die Logik der Energiekonzerne, welche der FAZ-Kommentator hier wiedergibt. Sie wollen am Ball bleiben. Ranga Yogeshwar sagt “die können nur groß”. Große Kraftwerke. Sie sind heute alle nicht mehr richtig beliebt.

    Windrädern werden selbst von Energiekonzernen, die vor allem auf Kohle und Atom setzen, als Werbeikonen eingespannt. Ein Bild als Sympathieträger also. Die Bilder zeigen allerdings kaum je Windparks, sondern meist nur ein bis 3 hübsch arrangierte Windräder in grüner Landschaft.

    Auch im sprachlich/begrifflichen Bereich tauchen immer mehr täuschende Begriffsikonen für den Energiebereich auf. Man liest da von
    – Dezentraler Energieversorgung und meint konkret, dass die Energie an der Nordseeküste generiert und mit neu zu erstellen Hochspannungstrasses in den Süden transportiert wird
    – Netzparität und suggeriert damit, dass die Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach bei Netzparität billigeren Strom liefere als das lokale Elektrizitätswerk (siehe http://blogs.ethz.ch/…eversorgung-ist-dezentral/ ) – allerdings wird dabei zum Endkundenpreis gerechnet, so als bräuchten die Solarpanel das Netz gar nicht.

    Doch wenn viele dezentral Strom erzeugen heisst das nicht, dass der Strom auch lokal genutzt wird. In Wirklichkeit passiert das Gegenteil. Bei Starkwind und brütender Mittagshitze wird der überschüssige Wind über tausende von Kilometeren exportiert, bei Flauten und trübem Wetter umgekehrt wieder importiert. Der Begriff Netzparität würde überhaupt nur Sinn machen, wenn man mit Solarpanels sich selber mit dem nötigen Strom versorgen könnte – doch es fehlen die kostengünstigen Batterien dafür und man muss ins Netz einspeisen.

    Der Lob der dezentralen Energieversorgung nimmt auch oft – wie im obigen Zitat (die [Grosskonzerne] können nur gross) – einen feindlichen Ton gegenüber den Grossen ein und feiert ein Lob auf den Energy-Warrior von der Strasse: David gegen Goliath also. Wiederum wird dabei verdrängt, dass der unberechenbare Energie-David noch viel mehr auf ein kompliziertes, teures und smartes Netz und auf Speicher angewiesen ist als der Besitzer eines Grosskraftwerks, der seine Stromproduktion mindestens konstant hält, während wind+sonnenbasierte Erzeuger wirklich unberechenbar sind.
    Im Artikel Künftige Energieversorgung ist dezentral (siehe http://blogs.ethz.ch/…eversorgung-ist-dezentral/ ) kommen diese Selbst- und Publikumstäuschungen besonders schön in folgender Passage zum Ausdruck:

    – die Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach liefert dann billigeren Strom als das lokale Elektrizitätswerk.
    Die etablierten Energieversorger verfolgen diese Entwicklung mit wachsender Skepsis, denn solche Kleinproduzenten passen nicht in ihr bisheriges Geschäftsmodell. Bisher wurde Energie an einem Ort in grossen Mengen und mit grossem Aufwand bereit gestellt, über weite Strecken transportiert und dann dem Endkonsumenten verkauft.

    In Wirklichkeit sind mit den unregelmässig anfallenden Sonne-und Windkraftwerken die Strecken über die der Strom transportiert wird noch viel grösser.
    Begriffe wie “Dezentrale Energieversorgung” dienen also vor allem der Vernebelung: Sie lenken den Fokus auf den Energie-David, der seinen Storm selber erzeugt und lassen vergessen, dass es nun bessere Netze, mehr Speicher und mehr Kraftwerke in Wartestellung braucht (für den Backup). Das wissen auch die Erfinder dieser Begriffe, doch der gute Zweck heiligt bekanntlich das Mittel.

  17. Ich versteh nicht ganz

    Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, woraus du mit diesem Beitrag hinaus willst. Gero von Randow schreibt in diesem Beitrag auch – ich hab’s nicht nachgeprueft, dass Öl, Kohle und Gas pro Kilowattjahr mehr Opfer fordert als Kernkraft. Was folgt daraus? Sollten wir also erst aus Öl, Kohle, Gas aussteigen und lieber KKWs als Brücke einsetzen?

    Oder brauchen wir gar keine Brückentechnologie? Öl, Kohle, Gas und KKWs ausschalten und dann blüht der Markt der erneuerbaren Energien ganz von selbst?

    Und was meinst du mit “Doch wichtiger Geldgeber ist der Steuerzahler.” Ich denke, wir werden und eines Tages klar werden müssen, was wir wollen. Trauen wir der freien Marktwirtschaft zu, den besten Weg nur über Marktprozesse zu finden. Oder soll die Politik planerisch eingreifen. In letzterem Fall wird der Staat auch einen Teil der Kosten tragen müssen. Gut wäre es, wenn dann die Gewinne auch wieder in den Staatshaushalt flössen.

  18. @Gunnar

    Die Behauptung mit der Versalzung des Grundwassers stammt meines Wissens von Greenpeace und wird deswegen von den Medien nicht hinterfragt.

    Der BUND hat eine Karte von möglichen CO2-Lagerstätten herausgegeben. Da können die Leute sehen, dass es eins in ihrer Nähe geben wird und sind dann auch automatisch dagegen.

  19. Versalzung des Grundwassers @Gunnar

    “Versalzung des Grunbdwasser dürfte bei CCS das geringste Problem sein. Das spielt sich in komplett verschiedenen Grundwasserstockwerken ab. Abgesehen davon, wie soll Kohlendioxid zu Versalzung führen?”

    Ich habe das schon öfter gelesen (siehe auch den Link unten), aber ich bin neuen Argumenten durchaus zugänglich.

    http://www.tagesspiegel.de/…-wasser/3974596.html

    Mich würde auch interessieren wie Sie diese Studie beurteilen:

    http://www.bund.net/…lima_energie_ccs_studie.pdf

  20. @ Mona

    Im tagesspiegel wird zwar die Behauptung aufgestellt, aber nicht erklärt. Wie soll das Grundwasser polötzlich über 100 km wandern? Das tut Grundwasser normalerweise nicht ohne weiteres. Dazu müsste es ein Gefälle geben. Überhaupt, auch das salzhaltige Wasser ist Grundwasser. Salzhaltig wird es, wenn es einen in der nähe befindlichen Salzstock auslaugt. Wandern tut es dem Gefälle entsprechend. Und so kann auch unter normalen Umständen von einem Brunnen beispielsweise langsam salzhaltiges Wasser angezogen werden. Das Problem cer Vermischeung der verschiedenen Grundwasserstöcke ist bekannt und beherrschbar. Denn es tritt bei jeder tieferen Bohrung auf, also auch bei Erdöl/gas oder Geothermie.

  21. Der GAU

    Wir können heute Kernreaktoren bauen, in denen ein GAU wie in Fukushima unmöglich ist.

    Wenn schon die Presse offensichtlich nicht imstande ist, zu begreifen, wofür das Akronym “GAU” steht, dann würde ich mir wünschen, dass das zumindest in den scilogs anders ist.

  22. @Gunnar

    In der vom BUND zitierten Studie von Dr. Ralf E. Krupp, dessen Affiliation leider nicht ersichtlich ist (Wer ist das?) wird die folgende Behauptung aufgestellt:

    http://www.bund.net/…lima_energie_ccs_studie.pdf

    Die Verdrängung saliner Formationswässer durch CO2 würde zwangsläufig zu ausgedehnten Versalzungen höherer Süßwasser‐Stockwerke führen. Die Versalzungs‐Problematik hätte eine weitaus größere Dimension als beispielsweise die von der Kaliabwasser‐Versenkung verursachten Versalzungsschäden.

    Trifft das zu?

  23. @ Michael Khan

    Da bin ich mir nicht sicher. Dazu müsste ich wissen, wie stark da eine Verdrängung stattfindet, und in wieweit das lateral passiert oder ob da Wasser in höhere Stockwerke gelangen kann. Wie durchlässig die Stockwerke sind. Salzwasser ist schwerer als Süßwasser. Würde das also zu einem Anstieg des Grundwasserspiegels allgemein führen? Das wäre ziemlich problematisch. Grundwasseranstieg haben wir ja schon vielerorts alleine durch die verringerte Grundwasserentnahme wegen Wasserersparnis. Dazu müsste ich ehrlich gesagt mehr über das Verhalten von Grundwasser wissen. Ich halte die Gefahr aber für sehr überschaubar, verglichen mit anderen Problemen bei der CCS.

  24. Re

    @Martin Holzherr:

    Ich sehe mich von Ihrer Beschreibung bestätigt. Es gibt ein paar Trassen und Windräder mehr, die Städte sind von Solarzellen gepflastert – warum sollte das jemanden stören – denn ein Solarpaneel ist nichts anderes als ein Stück Wand oder Dach? Wir werden abhängig von Staaten mit Speicherkapazität, das sind freundliche, nahe liegende Staaten. Aktuell verdanken wir unseren Wohlstand dagegen despotischen Staaten und müssen in anderen militärisch intervenieren, um dort Pipelines zu errichten. Zuletzt zeigt die Abhängigkeit von anderen Metallen, dass unser aktueller Lebensstil nicht nachhaltig ist – und vor allem muss der sich ändern.

    @Joachim:

    An die Konsequenzen denken heißt für mich: Mal hinterfragen, warum denn AKWs und Kohlekraft heute so billig sind. Würde man Kosten für Endlagerung, Fallout-Beseitigung bzw. volkswirtschaftliche Schäden durch unbewohnbare Gebiete und Klimawandel mit einberechnen, bräuchten wir heute nicht mehr diskutieren, ob uns EE allein versorgen könnten. Sie würden es bereits.

    @Michael Khan:

    > Wenn schon die Presse offensichtlich nicht
    > imstande ist, zu begreifen, wofür das Akronym
    > “GAU” steht, dann würde ich mir wünschen, dass
    > das zumindest in den scilogs anders ist.

    Ich nehme jede sachliche Kritik gerne auf. In dieser Form kann ich sie nicht nachvollziehen – offenbar kennst du andere Definitionen als ich. Ein Link würde schon helfen, danke.

    Ganz generell würde ich mir wünschen, dass auch die Diskutanten hier (gedanklich) ein bisschen vom Status quo abrückten. Zentralisierte Leitungsnetze und Großkraftwerke werden uns nicht durch Naturgesetze vorgegeben. Zu Beginn der industriellen Entwicklung gab es viele Ideen, die Energieversorgung dezentral zu regeln. Es waren vor allem ökonomischen Vorteile von Großanbietern – und die ausgelagerten externen Kosten – die die aktuelle Energiestruktur haben wachsen lassen.

    Außerdem ist eine offenere Diskussion über die Zukunft der Energie notwendig. Die Fusionsenergie kommt in 50 Jahren – dagegen gibt es schon heute viele Gemeinden, die sich nicht nur völlig autark mit EE versorgen, sondern deutschlandweit als Energieversorger agieren. Die Wertschöpfung liegt zum größten Teil im Ort – und nicht beim Uranförderer oder dem ölfördernden Golfstaat.

    Zuletzt: Es wird nicht völlig ohne Großkraftwerke gehen, insbesondere für die Schwerindustrie. Aber gerade für den privaten Sektor wird schon lange über Pufferlösungen nachgedacht, es werden längst Plusenergiehäuser gebaut. Ich glaube daher nicht, dass hier Großkraftwerke für die Versorgung gottgegeben sind.

  25. EE: Wunsch, Realität + Sprachregelungen

    @pikarl

    Energieautarkie

    Autarkie ist eines der Wunschziele in der Energieversorgung, von dem wir heute meilenweit entfernt sind.

    Die Fusionsenergie kommt in 50 Jahren – dagegen gibt es schon heute viele Gemeinden, die sich nicht nur völlig autark mit EE versorgen, sondern deutschlandweit als Energieversorger agieren.

    Die betreffenden Gemeinden werden wohl – darauf wette ich – Stromüberschüsse exportieren und bei schwacher Produktion Strom importieren. Das ist keine Autarkie. Es gibt wenig Beispiele von autarken Gebäuden. Eines ist die neue Monte Rosa Hütte und die hat Probleme, weil die verbauten Batterien von zu geringer Kapazität sind.

    Pufferlösungen

    Aber gerade für den privaten Sektor wird schon lange über Pufferlösungen nachgedacht, es werden längst Plusenergiehäuser gebaut. Ich glaube daher nicht, dass hier Großkraftwerke für die Versorgung gottgegeben sind.

    Diese Pufferlösungen existieren eben noch nicht. Plusenergiehäuser sind immer am Netz angeschlossen und dezentrale Energieversorgung bedeutet einfach ein grösseres, dichteres und smarteres Netz mit angeschlossenen Speichern. Wenn sie vom Internet der Energie sprechen (als Bild für die dezentrale Energieversorgung), dann fehlen eben gerade die unproblematischen Netze und die Puffer.

    Vielleicht gibt es einmal eine Lösung, nämliche eine effiziente Batterie grosser Kapazität wie sie Sumitomo electric für 2015 in Aussicht gestellt hat. Dann könnte dezentrale Energieversorgung sogar lokale Produktion und lokale Verwendung von Energie bedeuten. Genau das, was man eigentlich will.

    EE-Realität: Think Big

    Im Interview mit dem CEO von Vestas kommen die Probleme ans Licht:

    SPIEGEL ONLINE: Ein großes Problem bleibt aber die Speicherung von alternativen Energien. Was tun, wenn zu viel oder zu wenig Wind weht?

    Engel: Zugestanden, noch gibt es keine echte Lösung. Es hat auch damit zu tun, dass in den vergangenen Jahren zu wenig im Bereich der Speichertechnologien geforscht wurde. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das ändern wird.

    Deshalb braucht es die geschätzten zusätzlichen 3600 km Hochspannungstrasses in Deutschland. Das dies alles andere als ideal ist weiss auch der CEO von Vestas. Er hilft dem einfachen Bürger aber mit dem Motto Think Big darüber hinweg.

  26. Definition des GAU

    Ich nehme jede sachliche Kritik gerne auf. In dieser Form kann ich sie nicht nachvollziehen – offenbar kennst du andere Definitionen als ich. Ein Link würde schon helfen, danke.

    Ich kenne nur die bei technischen Systemen aller Art gültige. GAu steht für “Größter Anzunehmender Unfall”, also der Störfall, auf dessen Beherrschung das System auszulegen ist. Offenbar haben wir es in Fukushima nicht mit so einem Fall zu tun. Es ist mir nicht bekannt, dass es andere Definitionen des Begriffs gibt – die Presse verwendet das Wort ganz einfach falsch. Ich bin erstaunt, dass wir das diskutieren.

  27. Autarke Gemeinden?

    […] dagegen gibt es schon heute viele Gemeinden, die sich nicht nur völlig autark mit EE versorgen, sondern deutschlandweit als Energieversorger agieren.

    Tatsächlich? Welche denn?

    Eine Anmerkung noch am Rande: In der Bundesrepublik Deutschland ist m.W. der private Stromverbrauch nur etwa ein Viertel des gesamten Stromverbrauchs. Die Industrie bezieht etwa die H&aeuml;fte des gesamten Stromverbrauchs, bei wahrscheinlich höherer Effizienz.

  28. @Pikarl

    Mir scheint folgende Herangehensweise sehr naiv:

    “Würde man Kosten für Endlagerung, Fallout-Beseitigung bzw. volkswirtschaftliche Schäden durch unbewohnbare Gebiete und Klimawandel mit einberechnen, bräuchten wir heute nicht mehr diskutieren, ob uns EE allein versorgen könnten. Sie würden es bereits.”

    Das beinhaltet meines Erachtens zwei Irrtümer:

    1) Ist es ein Irrtum anzunehmen, wir seien die ersten, die auf die Idee kommen, dass man über bessere Lösungen als Kohle und Atom nachdenken muss. Das ist mittlerweile Mainstream. Genau deshalb haben wir diese Diskussion ja. Und das schon seit Jahren.

    2) Darf man sich nicht der Illusion hingeben, alles sei machbar, wenn man nur genug Geld hineinsteckt. Für die Forschung braucht es genügend Geld. Das ist wahr. Es braucht aber auch die richtigen Ideen, die man nicht kaufen kann. Und es ist vor allem nötig, dass das zu erforschende auch faktisch machbar ist. Auch das kann man mit Geld nicht kaufen.

    Wenn ein Manager von einem Windstromanbieter, den M. Holzherr hier zitiert, sinngemäß sagt: “Wir brauchen nur mehr Forschungsgeld, dann ist alles machbar.” Dann steckt da eben auch ein wirtschaftliches Interesse dahinter. Ob das wissenschaftlich haltbar ist, wäre zu hinterfragen.

    Die Behauptung, alle Probleme wären längst gelöst, wenn wir seit 50 Jahren alles Forschungsgeld der Welt in erneuerbare Energien statt Atomkraft und CCS gesteckt hätten, ist einfach naiv. So funktioniert Forschung nicht. Leider.

  29. Sind EE (für Deutschland) alternativlos?

    Wer Klimaschutz unter deutschen Bedingungen realisiseren will hat wohl heute keine andere Alternative als EE. Doch weltweit gesehen sieht es anders aus.

    Fossile Energien dominieren heute

    Alle Kommentatoren zur Energiefrage hier gehen davon aus, dass uns die Energie schon nicht ausgeht und wir nur die richtigen Opitionen wählen müssen.
    Die Einschätzung von @pikarl “Mal hinterfragen, warum denn AKWs und Kohlekraft heute so billig sind” trifft jedoch aus Endverbrauchersicht nicht einmal heute auf Deutschland zu, denn der Strom ist im Vergleich zu anderen Ländern nicht wirklich billig. Energie und damit auch Strom steht ganz unten in einer Verwertungshierarchie und eine Verteuerung wirkt sich indirekt in vielen Bereichen aus. In reichen Industrieländern kann ein hoher Energiepreis durch Energieeffizienzmassnahmen (die auch etwas kosten) und Verlagerung von energieintensiven Betrieben in Schwellenländer aufgefangen werden. Doch für die Schwellen- und Entwicklungsländer ist das kaum eine Option – sie sind auf billige Energie angewiesen und greifen immer noch vor allem auf Kohle zurück (Indien hat angekündigt die Kohlekraft massiv auszubauen) .
    Weltweit sind heute 85% der Primärenergie fossilen Ursprungs. Ein Ersatz durch andere Energieformen hat bis jetzt kaum stattgefunden. Viele Exponenten der Peak-Oil-Szene und Studien wie der Hirsch-Report gehen deshalb davon aus, dass ein Peak-Oil nicht kompensiert werden kann und zu einer langjährigen schweren Rezession führt.
    je früher Alternativen für die fossilen Energien gesucht und auch aufgebaut werden, desto besser kann ein Peak-Oil aufgefangen werden, das war auch das Fazit des Hiersch-Reports.

    Energiealternativen für Deutschland

    Nach Fukushima hat die Atomenergie in Deutschland nicht nur keine Zukunft mehr, sondern die letzten AKW’s werden wohl früher abgeschaltet als geplant. Damit bleiben Deutschland zwei Energieversorgungspoptionen:
    – Fossil-Light: Ersatz von AKW’s durch neue Kohle- und Gaskombikraftwerke; Ersatz von ineffizieten Kohlekraftwerke durch erffizientere oder durch Gaskombikraftwerke
    – Hybrid-Erneuerbar: Erneuerbar mit fossil-Light Backup: Ausbau von Wind-und Sonnenkraftwerken, wobei Gas(Kombi)kraftwerke Produktionslücken ausgleichen und Überschüsse (Starkwind) nach Möglichkeit exportiert, zum Teil aber auch in Pumpspeichern abgelegt werden.
    – Voll-Erneuerbar (Speicherlösung): Nur wenig Backupkraftwerke, die zudem mit Biomasse betrieben werden. Als Kurzfristspeicher Pumpspeicher und adiabatische Druckluftspeicher, als Langfristspeicher skandinavische Staudämme und Wasserstoff in Salzdomen

    EE mit viel Speicher (Voll-Erneuerbare-Lösung) sind aus mehreren Gründen teuer: 1) haben kostengünstige in Deutschland verfügbare Speicher einen schlechten Wirkungsgrad (Speicherung mit Wassserstoff und EE-Methan mit Verlusten bis zu 50%) 2) Müssen die besten kostengünstigen Speicher (Staudämme in Skandinavien und der Schweiz und Pumpspeicher) über grosse Distanzen mit Hochspannungsleitungen erschlossen werden.

    Prognose: Deutschland wird zuerst auf EE-Backup mit Gaskraftwerken setzen und zudem Hochspannungstrasses für die Verteilung des Ökostroms bauen. Doch damit kann sie das Weltklima-Ziel von 1 Tonne CO2 pro Kopf und Jahr bis 2050 nicht erreichen. 100% Erneuerbare realisisert mit Stromspeichern sind wohl zu teuer.

    Energie für Schwellen- und Entwicklungsländer

    Schwellen- und Entwicklungsländer sind auf billige Energie angewiesen.
    Prognosen im Bereich nichtfossiler Energien:
    – China (zunehmend auch Indien) baut vor allem die Wassserkraft aus, allein im Zeitraum 2011 bis 2015 sind 260 Gigawatt zusätzliche Kapazität geplant. Anders als Wind+Sonne benötigt Hydro keinen Backup.
    – Wind+Sonne werden selbst in China, das ein ambitioniertes EE-Programm verfolgt, bis 2020 nicht mehr als 3% der Primäerenergieproduktion erreichen (siehe Windstromprobleme in China ). Grund ist die komplexe und teure Infrastruktur, die Wind+Sonne benötigen.
    – China und Indien werden nukleare Kapazitäten aufbauen, die diejenigen von Wind+Sonne übersteigen

    Fazit: Nichtfossile Energiequellen bis 2050

    100% Erneuerbaren-Lösungen erwarte ich bis 2050 nicht einmal in Deutschland und in den Schwellen- und Entwicklungsländern werden Hydro- und Nuklearenergie einen grösseren Anteil an der Stromproduktion haben als Sonne+Wind.

    Letzlich würde mich nicht überraschen, wenn schliesslich eine Form der Nuklearenergie – z.B. Fusionskraftwerke – selbst die Erneuerbaren-Ansätze in Deutschland ersetzt.

    Schlussbemerkungen: Heute gibt es noch keine überzeugeunde Lösung für die Produdktionsschwankungen von Wind+Sonnenkraftwerken. Es hat sich aber ein Neusprech in der EE-Szene herausgebildet, der darüber hinwegtäuscht. Auch der Autor @pikarl bedient sich solcher Publikumstäuschungen wenn er von autarker Energieversorgung spricht, obwohl die entsprechenden Gebäude (z.B. Plusenergiehäuser) und Gemeinden sehr wohl ans Netz angeschlossen sind und ohne das Netz sogar überhaupt nicht funktionieren könnten.

  30. Stromproduktionsschwankungen….Autarkie

    So ist es leider… Was aber spricht gegen eine akzeptanz solcher Schwankungen?

    Das sie im Alltagsgeschehen nicht vereinbar sind … Der Alltagszwang zu quasi determinierten Abläufen zwingt zu ununterbrochener Leistung…(aus der Steckdose, wie im Leben…).
    Auch braucht es für eine Minderleistung in den Wintermonaten eine Lösung.

  31. @Chris:Warum ein stabiles Netz nötig ist

    Was aber spricht gegen eine akzeptanz solcher [Stromproduktions]-Schwankungen?

    Zur Frage der Bedeutung einer stabilen Stromversorgung gibt es eine exzellenten Artikel innerhalb einer Serie zu den Problemen der Erneuerbaren mit dem Übertitel “The Fake Fire Brigade”.

    Der oben genannte Artikel geht zuerst auf die Bedeutung des Strompreises und dann auf das Problem der Intermittenz von Sonne+Windstrom ein, das nach den Autoren kaum lösbar ist.

    Der einleitende Übersichtsartikel der Fake Fire Brigade Serie mit dem Titel How We Cheat Ourselves about our Energy Future geht konkret auf ihre Frage der Bedeutung von Stromschwankungen ein und stellt zuerst einmal fest, dass es viele Länder mit einem instabilen Stromnetz gibt, dass dies aber vor allem Entwicklungsländer sind und es eine enge Korrelation zwischen BIP und Stabilität des Stromnetzes gebe. Zitat: When looking at the chart, it becomes obvious that it seems almost impossible for a country to arrive at a per-capita GDP significantly above US$ 10’000 (2007 dollars, adjusted for purchasing power parity) in environments where electricity isn’t a stable and reliable commodity. When thinking about it, this isn’t so surprising, as most industrial and commercial processes require stable electricity in large quantities, and its absence simply makes many things impossible.

    Das habe ich selber im Irak schon erlebt: Dort brauchen nicht nur Spitäler eine Notstromanlage, auch viele gewöhnliche Firmen – sonst kommt man nirgendwo hin.

  32. Was bleibt kommenden Genarationen

    Wollen wir unseren Nachkommen in Deutschland eine Landschaft hinterlassen, voll gestellt mit Windrädern und Anlagen die Sonneneinstrahlung in Wärme und Elektrizität verwandeln.
    Mit Netzen, die mit unheimlich viel Materialeinsatz und trotzdem mit riesigen Energieverlusten den Wirkungsgrad der Erzeugung noch weiter verschlechtern und unsere Landschaft in ein Industriegebiet verwandeln? Die, die ökonomischen und ökologischen weltweiten Vorgaben ignorieren? Wollen wir zulassen, das Arbeitsplätze schaffende Energie intensive Zweige der Volkswirtschaft und Forschung in Deutschland nicht mehr möglich sind? Das unser noch vorhandenes wissenschaftliches und Ingenieur-technisches Potenzial weiter verkümmert? Die Zukunft wird weitaus höhere Anforderungen für schwerpunktmäßige hoher Energiebereitstellungen fordern. Mit dezentralen und kleinen Anlagen wird man eventuell Haushalte in ländlichen Gebieten versorgen können, aber keinesfalls die technologischen Zukunftsfragen lösen können. Es muss dringend die Forschung intensiviert werden, um Sicherheit, Wirkungsgrad und Bereitschaft in der Bevölkerung für eine Intensivierung der Energiegewinnung zu erreichen. Es darf keine künstlichen Tabus bei der Auswahl der Energieerzeugung geben. Die Abwärme muss gesenkt und die verbleibende muss intensiv genutzt werden. Die Anlagen gehören dahin wo die Energie gebraucht wird. Und unter die Erde, um mehr Sicherheit zu erreichen, aber auch die Landschaft zu schützen.
    Wenn aber weiter die Technik-Feinde in Deutschland auf dem Vormarsch sind, werden kommende Generationen da stehen, wo sich heute die Entwicklungsländer befinden.

  33. Ausbau der Stromnetze @Eberhard

    “Mit Netzen, die mit unheimlich viel Materialeinsatz und trotzdem mit riesigen Energieverlusten den Wirkungsgrad der Erzeugung noch weiter verschlechtern und unsere Landschaft in ein Industriegebiet verwandeln?”

    Bereits vor Jahren, als es im Münsterland zu tagelangen Stromausfällen kam, wusste man, dass das deutsche Stromnetz alt und marode ist. Es wird sich auf Dauer nicht vermeiden lassen es zu erneuern, egal ob man nun für oder gegen Kernkraft ist.

    http://www.energieverbraucher.de/…nd/site__1660/

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