AIM – politisch unkorrekter Klimaforscher?

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Dass sich eine Klimaänderung im Gang befindet ist nicht erst seit der Umweltkonferenz in Bali unumstritten. Unumstritten ist es für den ökologiepolitisch korrekt ausgerichteten Deutschen aber auch, dass diese Klimaänderung ausschließlich ein Werk des Menschen ist und von diesem korrigiert werden kann und muss. An diesem Dreh- und Angelpunkt ökologischer Ideologie darf hierzulande niemand rütteln, will er oder sie sich nicht dem Schicksal gesellschaftlicher oder wissenschaftlicher Ächtung aussetzen. Jede/r der dieses Dogma in Frage stellt – und sei es noch so vorsichtig und verklausuliert – würde von den Medien sofort als zweite Eva Herrmann und unbelehrbarer Ignorant ins öffentliche Abseits gestellt. Schon knapp außerhalb deutscher Landesgrenzen sehen das Forscher und Politiker durchaus differenzierter. Und je weiter man sich von Deutschland entfernt, desto häufiger findet man Journalisten, Wissenschaftler und Politiker, die der Meinung sind, dass die Erderwärmung noch andere Ursachen haben könnte als Autos in den USA und Kohlekraftwerke in China. 

In etwa proportional mit der Entfernung zu Deutschland scheint beispielsweise der Einfluss der Sonne am Klimawandel zuzunehmen. Während sich Schweizer Wissenschaftler kürzlich in einem Beitrag in 3Sat 10-20 % Einfluss der Sonne vorstellen konnten, sehen in den USA und Asien Klimaforscher den Anteil der Sonne an der Erderwärmung bei 50 % oder mehr.

Ich will mich jetzt aber auch hier nicht aufs Glatteis begeben (obwohl es dazu ja nun immer seltener kommt): Die Diskussion um den Klimawandel ist nicht mein Thema, da kennen sich andere besser aus. Die etwas lästerliche Einleitung fiel mir deswegen ein, weil ín diesem Jahr eine umweltwissenschaftlich hochinteressante Weltraum-Mission gestartet wurde, die im Ausland erhebliches Aufsehen erregte, bei uns aber komplett ignoriert wurde.

Woran mag das wohl liegen? Wenn ich weiter lästern darf: Die Ergebnisse könnten womöglich nicht in das hierzulande umweltpolitisch so "nachhaltig" zementierte Weltbild passen.

Der Satellit um den es geht heißt "AIM". Dieses Akronym steht für "Aeronomy of Ice in the Mesosphere". AIM wurde die am 25. April mit einer Pegasus XL-Rakete von der Vandenberg-Luftwaffenbasis aus gestartet, und erforscht seitdem das rätselhafte Phänomen der Mesosphärenwolken, auch "Noktiluszente Wolken" genannt.

Einen Bericht zum Beginn dieser Mission, den ich seinerzeit verfasst habe, finden Sie hier. Hier unten sehen Sie ein Bild dieses pittoresken Phänomens, das häufig mit Nordlichtern verwechselt wird. 

Noctiluszente- oder Mesosphärenwolken sind so geheimnisvoll, dass die NASA ihre Shuttle-Landungen in aller Regel so legt, dass sie auf dem aufsteigenden Bahnknoten erfolgen. Von Süden her. Grund: Es soll vermieden werden, diese Naturgebilde zu durchfliegen, das sich hauptsächlich in nordpolnahen Regionen bildet.

Unbestritten ist auch für die AIM-Wissenschaftler, dass die zunehmende Häufigkeit von Mesosphärenwolken auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Doch für die AIM-Forscher zeigt sich das Bild durchaus differenzierter als für die deutschen "der-Mensch-ist-an-allem-Schuld" Klimaideologen. Neben dem Einfluss der Sonne und der kosmischen Strahlung werden auch sehr exotische Möglichkeiten untersucht. Details und viele interessante Informationen zu dieser Mission gibt es bei der Hampton-Uiversity, die das Projekt führt. Nicht ganz so informativ, aber für den schnellen Überblick ein wenig besser geeignet ist die AIM-Seite der NASA.

NASA-Chef Mike Griffin wusste übrigens um den Forschungsauftrag von AIM, als er vor einigen Monaten öffentlich kundtat, dass es keineswegs gesichert sei, dass der Mensch die Hauptverantwortung am Klimawandel trage. Das brachte ihm die wütenden Proteste amerikanischer Umweltverbände ein, die ihm den sofortigen Rücktritt nahelegten.

Aber vielleicht sollten wir tatsächlich weiterschauen als bloß bis zum nächsten Braunkohlekraftwerk. Kennen Sie die Geschichte von den drei großen weißen Sturmgebieten, die sich in den vierziger Jahren auf dem Jupiter bildeten? Im Jahre 1998 verschmolzen zwei dieser Sturmgebiete zu einem großen. Und dieser größer gewordene Sturmwirbel verband sich im Jahre 2000 mit dem dritten. Im Jahre 2005 – fast über Nacht – änderte der nun als "großer weißer Fleck" benannte Sturmwirbel seine Farbe. Nun ist er rot, wie der große Rote Fleck und so groß wie die gesamte Erde.

Auch das Klima auf dem Jupiter scheint ein wenig aus den Fugen zu geraten, und unwillkürlich fragt man sich, ob da vielleicht zu viele Jovianer Auto fahren und mit Kohle heizen?

Übrigens: auch auf dem Mars wurden inzwischen noktiluszente Wolken gesichtet.

Vielleicht tut uns manchmal eine weniger anthropozentrische Betrachtungsweise der Dinge ganz gut. Auch dafür brauchen wir Raumfahrt.

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Ich bin Raumfahrt-Fan seit frühester Kindheit. Mein Schlüsselerlebnis ereignete sich 1963. Ich lag mit Masern im Bett. Und im Fernsehen kam eine Sendung über Scott Carpenters Mercury-Raumflug. Dazu der Kommentar von Wolf Mittler, dem Stammvater der TV-Raumfahrt-Berichterstattung. Heute bin ich im "Brotberuf" bei Airbus Safran Launchers in München im Bereich Träger- und Satellitenantriebe an einer Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Technik tätig. Daneben schreibe ich für Print- und Onlinemedien und vor allem für mein eigenes Portal, "Der Orion", das ich zusammen mit meinen Freundinnen Maria Pflug-Hofmayr und Monika Fischer betreibe. Ich trete in Rundfunk und Fernsehen auf, bin Verfasser und Mitherausgeber des seit 2003 erscheinenden Raumfahrt-Jahrbuches des Vereins zur Förderung der Raumfahrt (VFR). Aktuell erschien in diesen Tagen beim Motorbuch-Verlag "Interkontinentalraketen". Bei diesem Verlag sind in der Zwischenzeit insgesamt 16 Bücher von mir erschienen, drei davon werden inzwischen auch in den USA verlegt. Daneben halte ich etwa 15-20 mal im Jahr Vorträge bei den verschiedensten Institutionen im In- und Ausland. Mein Leitmotiv stammt von Antoine de Saint Exupery: Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge zu verteilen und Arbeit zu vergeben, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten unendlichen Meer. In diesem Sinne: Ad Astra

5 Kommentare

  1. Das hat uns noch gefehlt

    Also ich fasse mal kurz zusammen:
    Sie haben keine Ahnung, wie Sie offen zugeben, aber fühlen sich dennoch bemüssigt, den Klimawandel als anthropogenes Problem anzuweifeln, weil es ein Forscher in den USA und Schweizer Forscher in einem Fernsehbeitrag angeblich angezweifelt haben? Aus Sympathie oder weil es Ihrer persönlichen Meinung in den Kram passt?

    Natürlich ohne dass irgendwo Belege und Fakten für deren Behauptungen aufgeführt wurden? Ich dachte, das wäre ein wissenschaftliches Blog.

    Dass die Sonne natürlich einen Einfluss auf das Klima hat, das ist eine Binsenwahrheit. Aber einen wissenschaftlich fundierten und signifikaten Einfluss zwischen Sonnenvariationen und der derzeitigen Klimaerwärmung zu finden, das ist bis heute nicht gelungen. Mehr noch Arbeiten, die diesen Zusammenhang postulierten haben, wurden widerlegt und die Daten wurden teilweise von den Autoren selbst wegen massiver Ungereimtheiten zurückgezogen. (z.B. die 1991 in Science veröffentlichte Arbeit von Lassen und Friis-Christensen
    Nachrecherchiert hier:
    http://planeten.blogg.de/eintrag.php?id=49
    http://planeten.blogg.de/eintrag.php?id=50
    http://planeten.blogg.de/eintrag.php?id=51
    )

    Argumentation mit Berufung auf irgendwelche angeblichen Autoritäten ist immer sehr gefährlich. Es ist jedenfalls wenig wissenschaftlich.

    Wissenschaftlich ist anders: Argumentation mit Fakten und vernünftigen Argumenten.

    Ihr Argument mit den Klimaveränderungen auf dem Jupiter und den Wolken auf dem Mars fällt jedenfalls nicht in diese Kategorie.

    Beispiel: In Deutschland sterben viele Menschen infolge von Verkehrsunfällen. Folgt aus der Tatsache, dass in Dritte-Welt-Ländern andere Todesursachen häufiger sind und dass vor 200 Jahren keine Menschen in Autos starben, dass daher zwangsläufig in Deutschland gar keine Menschen durch Verkehrsunfälle sterben können?

    Willkommen in einem Universum, indem ein und dieselbe Wirkung durchaus von unterschiedlichen Ursachen hervorgerufen werden kann! Ihre so süffisant angestellten Vergleiche sind jeweils ziemlich wertlos und sind weder ein Beweis für noch gegen einen anthropogenen Klimawandel.

    Natürlich ist es völlig in Ordnung, immer und immer wieder die Theorie “anthropogener Klimawandel” zu überprüfen. Es wäre unwissenschaftlich und dogmatisch, es nicht zu tun.

    Aber auf der anderen Seite die vielen wohlausgearbeiteten Daten, Argumente und Belege, die für diese Theorie sprechen, einfach kleinzureden, weil Ihnen das so in den Kram passt und Sie sich wohler fühlen, das ist genauso unwissenschaftlich und dogmatisch. Über 30 Jahre Forschung können weder Sie noch andere Leute einfach mit bloßen Behauptungen und Meinungen wegwischen. Da müssen Sie schon mit schwereren Geschützen anrücken, als Ihr persönlicher Eindruck, dass wir uns zu wichtig nehmen.

    Was ist denn mit den ganzen bedrohten und inzwischen ausgestorbenen Tierarten, die mit dem Auftauchen und der Ausbreitung der Menschheit verschwinden? Nehmen wir uns da auch zu wichtig, wenn wir einen eindeutigen und belegbaren anthropogenen Einfluss dafür verantwortlich machen? Wissen Sie, was wirklich anhtropozentrisch ist? Dass wir bei dieser Klimadebatte irgendwie übergehen, dass bei weitem nicht nur die Menschen unter einer Klimaänderung leidern werden.

    Es stimmt natürlich, dass gerade Journalisten in Deutschland sich nicht immer besonders wissenschaftlich mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Aber Beiträge wie Ihrer sind genausowenig hilfreich. Wenn Sie sich über die Berichterstattung oder die Aufregung einiger Umweltaktivisten ärgern, dann wären ja wohl eher die entsprechenden Journalisten oder Aktivisten die Ansprechpartner, aber nicht die wissenschaftlichen Arbeiten.

    Ich versuche zumindest vernünftig zu begründen und zu recherchieren, auch und gerade beim Thema Klimaerwärmung.

    Ist es zuviel verlangt, dass Sie das Gleiche tun, wenn Sie sich dagegen stellen? Und das tun Sie mit Ihrem Beitrag. Von wegen Sie wollen sich nicht aufs Glatteis wagen… Sie haben sich mit diesem süffisanten Beitrag selbst mitten drauf plaziert!

    Einfach alles anzweifeln, ohne irgendwelche Belege ist keine Wissenschaft. Es ist Meinungsmacherei und davor sollte sich ein Wissenschaftler wirklich hüten.

  2. erst recherchieren, dann schreiben

    “auch “Noktiluszente Wolken” genannt” – Fehlanzeige, so heißen sie nicht, bestenfalls “noktiluzente Wolken”, wenn man keine Übersetzung schafft, sondern mit einer wörtlichen Übertragung aus dem Englischen zufrieden ist (wie heute in der Wissenschaft, und nicht nur hier, leider allgemein üblich). Der korrekte und allgemein bekannte Begriff wäre “Leuchtende Nachtwolken” gewesen.

  3. Noktiluzente Statistik

    Lieber Herr oder Frau Planetologist, lieber Herr (wahrscheinlich Herr) Sternenmann,

    Gutgut, ich ergebe mich ja schon. Bedenken Sie: was ich hier mache ist ein „Weblog“, also ein „Web- oder Internet Tagebuch“ was gelegentlich – und hier deutlich kenntlich gemacht – auch mal eine eher subjektive Sicht der Dinge zulassen sollte. Ich bin sicher, dass ihre gewiss untadeligen Statistiken meine Lästerei pulverisieren werden. Und ich will nicht ausschließen, dass ich mit derlei streng wissenschaftlich erhobenen Daten generell auf Kriegsfuss stehe, denn erst letzthin hat mich ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn darauf aufmerksam gemacht, dass meine ganz persönliche Bahnpendler-Statistik (in drei von fünf Fällen verpasse ich wegen Zugverspätungen meinen Anschluss) durch die von der Bundesbahn erhobenen Daten (die Züge erreichen ihren Bestimmungsort in über neunzig Prozent aller Fälle pünktlich) keinesfalls gestützt werden.

    Und wenn ich um 23:35 Uhr in Telefonaten, Mails oder auch Internet-Tagebüchern mit meinen Mitmenschen austausche will ich nicht ausschließen, dass mir ab und an gravierende Fehler wie die gewiss völlig entstellende Schreibweise „Noktiluszente Wolken“ anstatt des wesentlich korrekteren „noktiluzente Wolken“ unterlaufen. Sollte ich für den Begriff in der nächsten Zeit aber noch mal Verwendung haben, dann werde ich ohnehin auf Ihr Angebot mit den viel hübscheren „Leuchtenden Nachtwolken“ zurückgreifen.

    Eigentlich aber, und da scheint mir der wirkliche Lapsus unterlaufen zu sein, wollte ich sie auf die Mission des Umweltforschungssatelliten AIM aufmerksam machen. Da ist es schade, dass sie schon in der Einleitung hängen geblieben sind, und womöglich gar nicht weiter gelesen haben.

  4. planetologist

    Ich hab den Text schon gelesen und ich finde AIM toll. Nur leider wird Ihr Text so ganz und gar nicht dieser Mission gerecht. Weil Sie sich wohl zu sehr über die Aufregung der Umwelaktivisten ärgerten und daher einfach am Kernthema vorbei geredet haben.

    Schade. Aber Sie haben ja die Chance, es das nächste Mal besser zu machen 😉

    Nichts für ungut!

  5. Vorsicht !

    Sehr geehrter Herr Kosmologe !

    Vor ein paar Jahrhunderten hätte man Sie, als Ketzer, auf dem Scheiterhaufen geröstet
    !
    Wär ja noch schöner, wenn sich da jeder erdreisten würde, seine Meinung kundzutun, sogar solche, die noktiluszent anstatt noktiluzent schreiben !

    Wo kämen wir da hin, wenn ein jeder grad glauben tät was er wollte !

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